Was ist das Schutzschirmverfahren?
Das Schutzschirmverfahren, auch als „Schutzschirm“ bekannt, ist ein spezifisches rechtliches Verfahren im deutschen Insolvenzrecht, das Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten eine Möglichkeit zur Restrukturierung und Sanierung bietet. Diese besondere Art der Insolvenz erlaubt es den Unternehmen, sich unter dem Schutz eines gerichtlich überwachten Plans neu aufzustellen, ohne sofort mit den harten Konsequenzen einer regulären Insolvenz konfrontiert zu werden.
Was ist das Schutzschirmverfahren?
Das Schutzschirmverfahren ist ein Verfahren nach § 270b der Insolvenzordnung (InsO). Es ermöglicht Unternehmen, die drohende Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung feststellen, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um ihre wirtschaftliche Situation zu stabilisieren und eine reguläre Insolvenz zu vermeiden.
Unterschiede zur Regelinsolvenz
Im Vergleich zur herkömmlichen Insolvenz bietet das Schutzschirmverfahren mehrere Vorteile:
- Kontrollierte Eigenverwaltung: Das Unternehmen bleibt unter der Kontrolle der bestehenden Geschäftsführung, während ein vorläufiger Sachwalter die Überwachung übernimmt.
- Zeitgewinn: Das Unternehmen erhält bis zu drei Monate Zeit, um einen Sanierungsplan zu entwickeln.
- Schutz vor Gläubigern: Während des Verfahrens sind Zwangsvollstreckungsmaßnahmen der Gläubiger ausgesetzt.
Vorteile des Schutzschirmverfahrens
- Erhalt der Geschäftsführung: Anders als im Regelinsolvenzverfahren, bei dem oft ein Insolvenzverwalter eingesetzt wird, bleibt die Geschäftsführung im Amt und kann die zur Sanierung notwendigen Maßnahmen selbstständig durchführen.
- Verfahrenssicherheit: Mit der Unterstützung eines vorläufigen Sachwalters können Unternehmen ihre Restrukturierungsmaßnahmen sicher und planmäßig umsetzen.
- Hohe Erfolgsquote: Statistiken zeigen, dass Unternehmen im Schutzschirmverfahren eine höhere Erfolgsquote bei der Restrukturierung haben als in der regulären Insolvenz.
Erfolgreiche Anwendungsbeispiele
Einige prominente Beispiele für Unternehmen, die erfolgreich das Schutzschirmverfahren genutzt haben, sind:
- Galeria Karstadt Kaufhof: Der bekannte Warenhauskonzern hat das Schutzschirmverfahren genutzt, um seine Finanzen zu stabilisieren und sich neu aufzustellen.
- Air Berlin: Während das Endergebnis eine Zerschlagung und der Verkauf von Unternehmensanteilen war, zeigte das Verfahren dennoch, wie selbst große Unternehmen die Vorteile des Schutzschirms nutzen können, um geordnete Lösungen zu suchen.
Wann und wie sollte man das Schutzschirmverfahren in Betracht ziehen?
Unternehmen sollten das Schutzschirmverfahren erwägen, wenn sie:
- Eine drohende Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung feststellen.
- Einen glaubwürdigen Sanierungsplan haben oder entwickeln können.
- Die Unterstützung eines erfahrenen Rechtsanwalts oder Restrukturierungsspezialisten haben.
Der Weg ins Schutzschirmverfahren
- Frühzeitiger Antrag: Der Antrag auf Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens muss frühzeitig beim zuständigen Insolvenzgericht eingereicht werden.
- Vorläufiger Sachwalter: Ein vorläufiger Sachwalter wird vom Gericht bestellt, um das Verfahren zu überwachen.
- Sanierungsplan: Innerhalb von drei Monaten muss ein tragfähiger Sanierungsplan vorgelegt werden.
Die Rolle des spezialisierten Anwalts
Ein erfahrener Anwalt kann den Prozess erheblich erleichtern. Er hilft bei der Antragstellung, der Erstellung des Sanierungsplans und der Verhandlung mit Gläubigern. Professionelle Beratung ist entscheidend, um die Vorteile des Schutzschirmverfahrens voll auszuschöpfen und strategische Fehler zu vermeiden.
Fazit
Das Schutzschirmverfahren bietet eine wertvolle Möglichkeit zur Sanierung und Restrukturierung von Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten. Durch die Vorteile der Eigenverwaltung, den Schutz vor Zwangsvollstreckungen und die Möglichkeit zur Entwicklung eines Sanierungsplans können Unternehmen ihre Insolvenz abwenden und ihre Geschäftstätigkeit fortsetzen. Unternehmen, die rechtzeitig professionelle Hilfe suchen und das Verfahren strategisch nutzen, haben eine realistische Chance, ihre finanzielle Gesundheit wiederherzustellen und langfristig erfolgreich zu sein.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Schutzschirmverfahren im deutschen Insolvenzrecht
1. Was ist das Schutzschirmverfahren?
Das Schutzschirmverfahren ist ein spezielles Verfahren im deutschen Insolvenzrecht, das Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten Schutz und Unterstützung bietet, um eine Sanierung durchzuführen. Es ermöglicht dem Unternehmen, unter Aufsicht eines Sachwalters selbstständig zu bleiben und einen Insolvenzplan zu erstellen.
2. Wer kann das Schutzschirmverfahren beantragen?
Nur Unternehmen, die noch nicht zahlungsunfähig sind, aber drohende Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung anzeigen, können das Schutzschirmverfahren beantragen. Es muss zudem eine positive Fortführungsprognose vorliegen.
3. Welche Vorteile bietet das Schutzschirmverfahren?
- Selbstverwaltungsrecht: Das Unternehmen bleibt unter der Leitung des Managements.
- Schutz vor Gläubigern: Während des Verfahrens sind Vollstreckungsmaßnahmen der Gläubiger ausgeschlossen.
- Restrukturierungschancen: Es bietet eine Chance zur umfassenden Sanierung des Unternehmens.
4. Wie läuft das Schutzschirmverfahren ab?
- Antragstellung: Der Schuldner stellt einen Antrag beim zuständigen Insolvenzgericht.
- Vorläufiger Sachwalter: Das Gericht bestellt einen vorläufigen Sachwalter.
- Planerstellung: Innerhalb von drei Monaten muss ein Insolvenzplan erstellt werden.
- Planabstimmung: Der Plan wird den Gläubigern zur Abstimmung vorgelegt.
- Gerichtliche Bestätigung: Nach Zustimmung der Gläubiger bestätigt das Gericht den Plan.
5. Was kostet das Schutzschirmverfahren?
Die Kosten variieren je nach Komplexität und Dauer des Verfahrens. Sie setzen sich hauptsächlich aus den Gebühren des Sachwalters, Gerichtskosten und den Honoraren der beratenden Anwälte zusammen.
6. Wie lange dauert das Schutzschirmverfahren?
Das Schutzschirmverfahren muss innerhalb von drei Monaten nach Antragstellung abgeschlossen sein, wobei der Insolvenzplan erstellt und von den Gläubigern genehmigt werden muss.
7. Was passiert, wenn der Insolvenzplan abgelehnt wird?
Wenn die Gläubiger den Insolvenzplan ablehnen, geht das Unternehmen in ein reguläres Insolvenzverfahren über, welches dann unter Aufsicht eines Insolvenzverwalters durchgeführt wird.
8. Wie können wir Ihnen helfen?
Unsere Spezialisten bieten umfassende Beratung und Unterstützung während des gesamten Schutzschirmverfahrens. Kontaktieren Sie uns für eine persönliche Beratung und maßgeschneiderte Lösungen.
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